Simson

Simson
I
Sịmson,
 
in Septuaginta und Vulgata Sạmson, Gestalt des Alten Testaments; Held des israelitischen Stammes Dan aus der Richterzeit. In Richter 13-16 sind verschiedene Erzählungen über Simson verarbeitet: Simson war Nasiräer, mit übermenschlicher physischer Kraft ausgestattet; er kämpfte gegen die Philister; seine Geliebte, die Philisterin Dalila, raubte ihm durch Scheren des Haupthaares die Stärke, sodass ihn die Philister überwältigen, blenden und gefangen setzen konnten; bei einem Opferfest der Philister erlangte Simson seine Kraft wieder, nachdem seine Haare nachgewachsen waren; in einem letzten Kraftakt zerstörte er ihr Heiligtum und riss viele Philister mit sich in den Tod. Die Geschichten schildern im Zusammenhang des Richterbuches die Wirksamkeit der Kraft Jahwes und sind in das Konzept des deuteronomistischen Geschichtswerks eingegliedert. - In der bildenden Kunst findet sich der Kampf Simsons mit einem Löwen schon in frühchristlicher Zeit (Wandgemälde der römischen Katakombe an der Via Latina, 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts). An der Fassade von Saint-Trophime in Arles (Mitte 12. Jahrhundert) erscheint er mit Herkules als Löwenkämpfer und wird in der Renaissance schließlich wie Herkules dargestellt. Im Barock gehören Szenen mit Simson und Dalila zu den besonders geschätzten Motiven; sie wurden u. a. von A. van Dyck (um 1628-30; Wien, Kunsthistorisches Museum) und von Rembrandt (1636; Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut) behandelt.
 
II
Sịmson,
 
Eduard Martin von (seit 1888), Jurist und Parlamentarier, * Königsberg (heute Kaliningrad) 10. 11. 1810, ✝ Berlin 2. 5. 1899; war 1848-49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (seit 18. 12. 1848 deren Präsident), leitete als führendes Mitglied der Erbkaiserlichen am 3. 4. 1849 die Abordnung, die Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anbot. Seit 1859 war Simson Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, als Nationalliberaler 1867-76 Mitglied des Reichstags (1867-73 dessen Präsident). Er überbrachte am 18. 12. 1870 dem preußischen König Wilhelm I. in Versailles die Bitte des Reichstags des Norddeutschen Bundes um Annahme der Kaiserwürde. Simson hat die deutsche Parlamentsgeschichte mitgeprägt. Schon in der Paulskirchenversammlung bemühte er sich um die Einrichtung eines Reichsgerichts; als dessen erster Präsident (1879-91) versuchte er, dem Reichsgericht in Leipzig eine unabhängige und selbstständige Stellung im Staatsaufbau zu verschaffen.
 
 
E. Wolff: E. v. S. (1929);
 
E. v. S., hg. v. H. Kirchner (1985).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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